Montag, August 31, 2009

Evolution ohne Ethik

Wahrscheinlich werden viele zustimmen, wenn ich sage, dass die Ethik, nach der wir uns hauptsächlich richten oder gerichtet haben, die Ethik der Bibel ist. Diese ist sinnvoll geplant und den Menschen gegeben, damit sie ein gutes Leben führen.

Die Ethik der Evolution ist nicht zielgerichtet. Durch natürliche Auslese sollte sie praktisch zufällig dazu führen, dass eine bestimmte Variante einer Art Lebewesen sich gegenüber einer anderen behauptet. Ursprünglich musste die Evolution wohl ohne Ethik auskommen. Äußere Veränderungen (z.B. Änderung der Schnabelform) brachten Vorteile, wenn sich die Umweltbedingungen änderten. Waren die Änderungen nicht so gravierend, konnten auch die bisherigen Vertreter einer Art überleben. Alle Variationen konnten gleichzeitig nebeneinander leben. Sollte trotzdem Evolution geschehen, könnte das durch verschiedenes ethisches Verhalten passiert sein. Ein simples Beispiel wäre Untreue bei einem Teil einer Art. Dieser Teil würde sich schneller fortpflanzen, denn es wäre möglich, dass fast alle fortpflanzungsfähigen Weibchen immer schwanger wären.

€thik ist auch: Regeln für bestimmtes Verhalten in bestimmten Situationen. Diese Regeln sind entweder gegeben oder durch Vereinbarung entstanden. Sie sind zielgerichtet. Sie entstehen nicht durch natürliche Selektion.

Sozialdarwinismus ist nicht durch Evolution entstanden. Wenn z.B. bei Hitler die Arische Rasse gefördert wurde, dann geschah das durch Planung und Ziel und "Intelligenz". Das entspricht nicht der Evolutionstheorie. Würde man eine Gesellschaft in die Gesetzlosigkeit und Morallosigkeit entlassen, würde daraus Sozialdarwinismus entstehen, dann wäre er ein echtes Produkt der Evolution, durch natürliche Selektion. Ich glaube aber eher, dass diese Gesellschaft sich selbst vernichten würde.

Im Übrigen ist im Evolutionsprozess keine Ethik nötig. Es gibt kein Gut und Böse, keiner ist irgendwem verantwortlich, nichts ist zielgerichtet. Was sich durchsetzt ist "gut".

Ethik richtet sich meist gegen die natürlichen Triebe. Sie legt die Werte in einer Gruppe fest. Werte, die durch Evolution begründet werden, beziehen sich nur auf das Überleben. Liebe würde sich nur dem Schönen, Starken hinwenden. Ist das wirkliche Liebe? Nein, echte Liebe wendet sich an die, die es nicht wert sind, an die Hilflosen und Schwachen. Wenn sich in einer Gruppe wirkliche Liebe entwickeln würde, dann würde allen anderen Gruppen geholfen, damit sie gleiche Überlebenschancen haben. Was krank, behindert oder sonst einen Defekt hat, bleibt bei der Evolution auf der Strecke. Es ist nicht fit genug, nicht angepasst. Aktive Evolution - das Schwache wird bekämpft. Evulution ist passiv, gleichgültig, nicht zielgerichtet. Erst hinterher stellt sich heraus, wer überlebt hat. Da der Tod für die Evolution unverzichtbar ist, ist töten nicht schlecht. Ethik ist nicht nötig.

Hat sich die Ethik in den letzten Jahrzehnten nicht eher zurückentwickelt? Treue zur Untreue, echte Liebe zur sexbezogenen Liebe, Hilfsbereitschaft zur Anforderung von Hilfe, Lebensbejahung zu keine Kinder haben wollen, Durchhalten in der Ehe zur Ehescheidung?

Ethik, das sind Normen, die eingehalten werden oder nicht. Sie fordern zu Entscheidungen auf. Im Rahmen der Evolutionstheorie gibt es kein Raum zur Entscheidung.